Website kontrolliert isreal-kritische Uni-Professoren

Eine amerikanische Website nennt Namen von Universitäten und Professoren, die sich anti-israelisch geäußert haben sollen. Bei den Gelehrten an Amerikas Hochschulen sorgt das für Aufregung.

Eine pro-israelische US-Organisation hat eine Website eingerichtet, um Professoren und Universitäten auf pro-arabische und anti-israelische Äußerungen hin zu überwachen. Dies wird von manchen Akademikern als die Rückkehr der McCarthy-Ära auf den Campus und als Versuch der Einschüchterung empfunden.

Contra Manipulation

Das in Philadelphia ansässige Middle East Forum hat nach eigenen Angaben die Site mit dem Namen „Campus Watch” organisiert, um manipulativen Tendenzen in den Nahen Osten betreffenden Studiengängen vorzubeugen. „Campus Watch” nennt Namen von Universitäten und einzelnen Professoren. Der Direktor des Forums, Daniel Pipes, sagte gegenüber der Nachrichtenagentur AP, er hoffe auf der Site bald 250 nordamerikanische Universitäten überwachen zu können. „Unser Ziel ist es, die Studiengänge, die sich mit dem Nahen Osten beschäftigen, zu beobachten, zu kritisieren und zu verbessern”, so Pipes. „An den Universitäten selber sind wir wegen unserer Ansichten nicht willkommen, wir versuchen aber einer alternative Stimme auf diesem Feld Gehör zu verschaffen.”

Ausführliche Dossiers

Zu den Gelehrten deren Aufsätze in Dossiers auf der Website zusammengestellt wurden gehören Hamid Dabashi und Joseph Massad von der Columbia Universität, John Esposito von der Georgetown Universität, Juan Cole von der University of Michigan und Snehal Shingavi von der University of California in Berkeley. Über die genannten Universitäten gibt es ebenfalls Dossiers, sowie über ein Dutzend andere, darunter Stanford, Northeastern, die Universität von Chicago und die Universität von Nord Carolina.

Gegner der Aktion zogen sofort einen Vergleich mit McCarthy und nannten die Aktion einen Versuch, die Opposition gegen die Vorgehensweise der USA im Nahen Osten zu unterdrücken. Die auf der Website aufgeführten Professoren sagten, sie seien über das Wochenende mit E-Mails bombardiert worden. Aus Solidarität mit den auf der Site Genannten baten jetzt hundert weitere Akademiker darum, auch auf die Liste gesetzt zu werden.

Judith Butler, Gender-Forscherin Forscherin an der Berkeley Universität schrieb, sie würde auch gern auf der Liste aufgeführt werden als eine „amerikanische Akademikerin und Gegnerin der israelischen Besatzung und ihrer Brutalität, die aktiv die Rechte und die Selbstbestimmung der Palästinenser unterstützt” und eine aufgeklärte Sichtweise des Islam propagiert. Die Campus-Watch-Site beschuldigt amerikanische Nahost-Forscher grundsätzlich anti-amerikanisch und Befürworter gefährlicher arabischer Regierungen zu sein.

“Ausschluss und Verleumdung”

Der Historiker Rashid Khali von der University of Chicago, der auf der Site als Palästinenser-freundlich zitiert wird nennt die Website „schleimig": „Was hier versucht wird, ist der Ausschluss von Meinungen von der öffentlichen Debatte, die sich gegen den neo-konservativen Konsens richten, der die Diskussion über die Irak- oder Israel-Politik dominieren und zwar in dem sie uns verleumden und als Aussenseiter bezeichnen.”

Pipes seinerseits wird nach eigenen Angaben nicht die „Haltet uns auf dem Laufenden"-Seite von der Website entfernen, die kritisiert wurde weil sie die Studenten dazu aufruft, ihre Professoren anzuschwärzen. Er sagt, sie gäbe den Studenten die Gelegenheit sich über Fehlverhalten zu beschweren. „An den Universitäten werden alternative Ansichten ausgeschlossen.”, so Pipes. „Man muss mit der Parteilinie übereinstimmen und dann kann man Karriere machen. Wenn man das nicht tut, ist man raus.”

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