Big student is watching you

Bespitzelung von Professoren

In den USA ruft die Initiative “Campus Watch” auf ihrer Webseite unverhohlen zur Überwachung von Dozenten auf. Wer die Vereinigten Staaten oder ihre Verbündeten im Nahen Osten kritisiert, wird öffentlich an den Pranger gestellt.

Im Visier der selbst ernannten Ordnungshüter, die sich als “besorgte Akademiker” bezeichnen, sind vor allem die Dozenten an den amerikanischen Nahost-Instituten. Ihnen wirft die Organisation vor, die Gefahren des militanten Islamismus herunterzuspielen und gegenüber den USA und ihren Alliierten im Nahen Osten - vor allem Israel, der Türkei und Ägypten - eine zu kritische Haltung einzunehmen.

“Akademiker scheinen ihr eigenes Land im Allgemeinen nicht zu mögen und denken noch weniger an die amerikanischen Verbündeten im Ausland”, heißt es auf der Homepage von “Campus Watch”. Dort liegen mittlerweile Berichte über die Aktivitäten an 20 amerikanischen Universitäten vor. Sie tragen Überschriften wie “Harvard liebt den Dschihad” oder “Fördert der Islam den Extremismus?”.

Doch die veröffentlichten Beiträge richten sich nicht nur gegen die Aktivitäten der Professoren. Auch die Studentenschaft wird sorgsam beobachtet. In einer der 23 Studien zur “University of California” in Berkeley wird zum Beispiel über den Fall eines saudi-arabischen Studenten berichtet, gegen dessen Ausweisung linke Studentenorganisationen protestiert hatten. Der Bericht bezeichnet den Studenten als “Terroristen” und “Feind unserer Nation”, weil dieser in antiamerikanischen Organisationen mitgewirkt und sich an Protesten zum “Krieg gegen den Terror” beteiligt habe.

Hinter der Initiative “Campus Watch” stehen der amerikanische Think Tank “Middle East Forum” mit seinem Vorsitzenden Daniel Pipes sowie die vom Forum herausgegebene Vierteljahresschrift “Middle East Quarterly”. Deren Chefredakteur wiederum ist der Nahost-Experte Martin Kramer, Autor des im vergangenen Jahr erschienenen Buches “Ivory Towers on Sand”, auf das sich die Thesen von “Campus Watch” maßgeblich berufen.

Als Hauptfeind haben die konservativen Wissenschaftler die “Middle East Studies Association” (MESA) ausgemacht, in der sich viele amerikanische Nahost-Wissenschaftler zusammengeschlossen haben. 50 Prozent der MESA-Mitglieder seien arabischen Ursprungs, heißt es bei “Campus Watch”. Sie hätten ihre Ansichten in die Organisation hineingetragen.

Besonders Edward Said, von der Columbia Universität in New York, halten die gestrengen Akademiker für gefährlich. Saids 1978 erschienenes Buch “Orientalism” habe den Grundstein für die heutige Fehlorientierung der amerikanischen Nahost-Institute gelegt.

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